Welche Erkenntnisse gingen aus der Studierenden-Befragung 2018 des Projekts BeTaBalance hervor? Warum interessieren wir uns für die Gesundheit der Studierenden? Warum wird in diesem Zusammenhang vor allem der Bewegung eine zunehmend bedeutende Rolle zugeschrieben? Und wie kann diese als eine Gesundheitsressource im Studium genutzt werden?
Unter der Überschrift „Körperliche Aktivität, Gesundheit und Funktionsfähigkeit im Studium: Sportliche Freizeitaktivitäten und aktive Fortbewegung als Ressource im Studium?“ sind Monika Teuber, Ingrid Arzberger und Prof. Dr. Gorden Sudeck der Frage nachgegangen, inwieweit die Funktionsfähigkeit im Studium mit gesundheitlichen Belastungen und körperlich-sportlichen Aktivitäten zusammenhängt. Damit ergänzen sie die Befunde bei Studierenden, dass körperliche und sportliche Aktivität positive Assoziationen mit dem Gesundheitszustand aufweisen, um weitere Assoziationen mit der Funktionsfähigkeit im Studium und folglich der erfolgreichen Gestaltung des Studiums. Dafür wurden das Ausmaß sportlicher Aktivitäten in der Freizeit (Sportaktivitäten insgesamt sowie Muskelkräftigung) und in der Fortbewegung (zu Fuß und per Fahrrad) sowie die Berücksichtigung der Mindestempfehlungen sowohl für gesundheitsfördernde ausdauernde als auch für muskelkräftigende Aktivitäten betrachtet. Hierbei wurde eine höhere Funktionsfähigkeit im Studium bei Studierenden festgestellt, die die Empfehlungen für ausdauerorientierte körperliche Aktivität erfüllen, im Gegensatz zu Studierenden, die sie nicht erfüllen. Außerdem zeigen sich positive Assoziationen der Funktionsfähigkeit im Studium mit den freizeitlichen Sportaktivitäten und der Fortbewegung mit dem Fahrrad.
In moderationsanalytischen Modellen stellte sich der Einfluss der Beschwerden auf die Funktionsfähigkeit im Studium als relativ dominant heraus. Dennoch wurde sowohl für die Sportaktivitäten als auch für die Muskelkräftigung ein moderierender Einfluss auf die Beziehungen zwischen der Beschwerdewahrnehmung und der Funktionsfähigkeit im Studium festgestellt. Dabei puffern steigende Aktivitätsvolumen in diesen Bereichen das Ausmaß der negativen Beziehung zwischen den Beschwerden und der Funktionsfähigkeit ab. Da diese beiden Bewegungsformen vor allem strukturierte Sportaktivitäten sind, deutet dies auf die Wichtigkeit des intentionalen Charakters des Sportverhaltens als Bewältigungs- und Erholungsmaßnahme hin. Außerdem wird der Muskelkräftigung nur eine indirekte Bedeutung für den Einfluss auf die Funktionsfähigkeit im Studium zugeschrieben. Insgesamt konnte das körperliche Aktivitätsverhalten etwa 5 % der Varianz in der Funktionsfähigkeit im Studium aufklären - durchaus ein substanzieller Anteil, der aber auch selbstredend als ein Baustein von vielen für eine erfolgreiche Gestaltung des Studiums in ein multifaktorielles Bedingungsgeflecht des Studienerfolgs entsprechend eingeordnet werden muss.
Solche empirischen Befunde, die eine Verknüpfungen zwischen Gesundheit, Gesundheitsverhalten und Parametern des akademischen Erfolgs darstellen, sind für Hochschulen von hoher Bedeutung. Bewegungsfördernde Maßnahmen im studentischen Gesundheitsmanagement, wie sie auch vom Projekt BeTaBalance 2.0 an der Universität Tübingen angeboten werden, sind damit nicht nur über den gesundheitlichen Nutzen von körperlicher Aktivität begründbar, sondern auch durch Beziehungen zu einer erfolgreichen Gestaltung des Studiums. Für Bewegungsförderung scheint die Phase des Studiums prädestiniert, da sich der Spielraum für selbständiges und eigenverantwortliches Handeln für Studierende vergrößert. Die konsequente Verbindung der Bewegungsförderung mit akademischen Argumenten könnte hier vor allem diejenigen Studierenden erreichen, die mit ausgeprägten Bewegungsmangel und gesundheitliche Belastungen noch nicht „körperlich-sportliche Aktivität“ als Ressource der Funktionsfähigkeit im Studium entdeckt haben. Vor allem ihnen will das Projekt BeTaBalance 2.0 Maßnahmen der studentischen Gesundheitsförderung bieten.
Teuber, M., Arzberger, I. & Sudeck, G. (2020). Körperliche Aktivität, Gesundheit und Funktionsfähigkeit im Studium: Sportliche Freizeitaktivitäten und aktive Fortbewegung als Ressource im Studium? In J. Mayer, A. Göring & M. Jetzke (Hrsg.), Sport und Studienerfolg. Analysen zur Bedeutung sportlicher Aktivität im Setting Hochschule (Hochschulsport: Bildung und Wissenschaft, Band 4). Göttingen: Universitätsverlag. doi: https://doi.org/10.17875/gup2020-1337